Pascal Hess
Curling-Delegationsleiter Universiade

Der Weg von der Juniorenzeit bis zur Elite wird für Spitzenathleten meist von internationalen Titelwettkämpfen begleitet, durch welche Motivation und Trainingsmoral stets hochgehalten werden kann. Allem voran sind hier die Youth Olympic Games und die Weltmeisterschaften der Juniorinnen und Junioren gemeint.

Mit dem Übertritt in den Elitebereich fängt für die erfolgreichen Talente entweder das Berufsleben an oder für Studierende eine Art neue Zeitrechnung an einer Hochschule. Diese neuen Umstände führen oft zu einer Neuausrichtung, bei welcher auch die Priorität des Leistungssports definiert werden muss. Wenn nun gleichzeitig eine erste ernüchternde Phase eintritt, in welcher die jungen Teams merken, dass der Weg an die Schweizer Curlingspitze (und damit zum nächsten internationalen Event) noch weit entfernt ist, so kann dies dazu führen, dass ambitionierte und erfolgsversprechende Athleten auf der Strecke bleiben und sich früher oder später gegen den Spitzensport entscheiden.

Swiss University Sports, der Dachverband des Hochschulsports, hat diese Problematik erkannt und gibt mit dem Projekt „Spitzensport und Studium/Duale Karriere“ Gegensteuer. Auch SWISSCURLING hat mit dem Programm „Prometteurs“ reagiert und erhöht gleichzeitig den Stellenwert der Universiade. Denn genau dieser Event kann die Durststrecke bis zur ersten Europa- oder Weltmeisterschaft überbrücken und die Athleten dazu motivieren, weiterhin mit Engagement und Herzblut auf den Curlingsport zu setzen.

Da ich als Athlet dies in exakt dieser Form erlebt habe, fühle ich mich in meiner heutigen Funktion als Disziplinchef Curling umso mehr motiviert, die besten Athleten für die Universiade zu begeistern. Der Event füllt nicht nur einfach eine Durststrecke, sondern lässt zukünftige Top-Athleten Erfahrungen sammeln, welche später von grossem Wert sein können. Denn eine Universiade zeigt viele Parallelen zu den Olympischen Spielen.

Eine Universiade ist einfach nur ein weiterer Multi-Sportevent, sondern lässt die Athleten fast immer auch erfahren, was es heisst, als Schweizer Delegation aufzutreten und mit Sportlern anderer Disziplinen mitzufiebern. Darüber hinaus lernt man das Leben in einem Sportler-Village kennen, in welchem – je nach Austragungsort – beispielsweise die gleichen Sicherheitskonzepte wie bei Olympischen Spielen angewendet werden. So vorgefunden und erlebt, 2009 in Harbin (China) oder 2019 in Krasnojarsk (Russland).

Für die Universiade in Luzern konnten zwei Teams selektioniert werden, welche sich just nach einer erfolgreichen Juniorenzeit auf dem Weg an die Schweizer Spitze im Elitebereich befinden. Bei den Frauen wird die Schweiz durch Team Witschonke (Selina Witschonke, Raphaela Keiser, Elena Mathis, Marina Lötscher und Stefanie Berset) vertreten, bei den Herren durch Team Hess mit Unterstützung von Team Hösli (Jan Hess, Simon Gloor, Reto Schönenberger, Marco Hösli und Philipp Hösli). Aufgrund der Resultate an vergangenen Juniorenweltmeisterschaften ist beiden Teams eine Medaille zuzutrauen. Ob es letztlich für Edelmetall reichen wird, werden wir sehen. Sicher ist jedoch schon jetzt, dass der Erfahrungsschatz für weitere Grossanlässe bereichert und die Motivation, auch in Zukunft voll und ganz auf den Spitzensport zu setzen, steigen wird.

Pascal Hess gewann 2003 die Bronzemedaille an der Junioren WM in Flims. Nach zwei Universiaden als Athlet (2009 in Harbin/China und 2011 in Erzurum/Türkei) wechselte er 2015 auf die Trainerbank und führt seit 2017 die Curling-Delegation an der Universiade als Disziplinchef an.

 

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