Patrick Kindl, Kommunikation SWISSCURLING


 Der Curling Club Silvaplana vereint Open-Air- und Hallencurler auf einem einzigartig grossen Eisplatz. Die Coppa Romana, eingebettet in die malerische Bündner Berglandschaft, lockt jedes Jahr Curlingteams aus der ganzen Welt an. Im Jahr 2025 wird dieses traditionsreiche Turnier bereits zum 56. Mal ausgetragen.

Eine Idee, die Geschichte schrieb
Im Januar 1968 beschlossen vier Freunde aus Silvaplana, alle begeisterte Curlingspieler, ein Open-Air-Turnier zu organisieren. Dieses sollte nicht nur das Januarloch füllen, sondern als grösstes Freiluftturnier in die Curling-Geschichte eingehen. Bereits nach fünf Jahren wuchs das Turnier von 16 auf 32 Teams. Über die Jahre wurde «d’Coppa», wie sie im Dorf liebevoll genannt wird, mit viel Einsatz und Idealismus weiterentwickelt. Zur 15. Ausgabe waren es bereits 60 Teams – eine Anpassung des Eisplatzes wurde notwendig. Seit 1986 findet das Turnier im Sportzentrum Mulets statt. 1997 wurde der sogenannte Steintausch eingeführt: Eine Regelung, die besagt, dass die Curlingsteine zur Spielhälfte zwischen den Teams auf dem Rink getauscht werden. Diese Praxis wird von Spielerinnen und Spielern als fair und logisch empfunden – insbesondere bei Open-Air-Turnieren. Seit 2004 ist die Coppa Romana mit 76 Teams jedes Jahr ausgebucht, und die Warteliste der interessierten Teams ist mindestens ebenso lang.

Das Reich der Reichs
Arturo Reich, einer der Gründer, verfolgt auch heute noch mit seinen 93 Jahren die Spiele gemeinsam mit seinem Sohn Gregor Reich. 50 Jahre lang führten die beiden Engadiner als OK-Präsidenten die Coppa: Arturo Reich von 1969 bis 1989, Gregor Reich von 1990 bis 2020. Arturo erinnert sich: «Dazumal hat niemand damit gerechnet, dass die Coppa Romana eines Tages mit 76 Mannschaften stattfinden würde.» Das Erfolgsrezept? Kontinuierliche Verbesserungen: «Wir haben die vergangene Austragung immer mit Sorgfalt analysiert, um die kommende zu optimieren. So wuchs das Turnier mit Bedacht auf einem soliden Fundament.» Besonders stolz ist Arturo darauf, dass das Turnier nicht nur «überlebt» hat, sondern dass auch viele echte Freundschaften entstanden sind.

Arturo Reich kann auf zahlreiche Geschichten zurückblicken. Eine der denkwürdigsten stammt aus dem Jahr 1977, als starke Schneefälle die Spiele verhinderten. Das Team des CC Zürich Crystal (Skip Mittler) wurde wegen geschlossener Strassen mit einem Helikopter von Sils nach Silvaplana eingeflogen – diese Austragung ging als die «am längsten dauernde Coppa Romana» in die Geschichte ein. Auch 2006 war ein besonderes Jahr, vor allem in logistischer Hinsicht. Neben den 76 regulären Teams lud der CC Silvaplana sechs Rollstuhlcurling-Teams aus Grossbritannien, Deutschland, Schottland, Italien, England und der Schweiz ein. Unter dem Motto «Let’s Come Together» wurde ein weltweit einmaliges Ereignis geschaffen, das Rollstuhlcurling in den Fokus rückte.

Wenn sogar der Pfarrer anpackt
Gregor Reich, der die Coppa 30 Jahre lang organisierte, betont die zentrale Rolle der Silvaplaner Bevölkerung: «Schulkinder, Vereine, die Musikgesellschaft, die Luftseilbahn Corvatsch, Gemeinde, Hotellerie und Gastronomie, Sponsoren – ja, sogar der Pfarrer – ziehen alle an einem Strang.» Dieses breite Engagement macht das Turnier nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich zu einem Erfolg. Ein besonderes Highlight war für Gregor eine spektakuläre Aufholjagd eines Teams, das nach sieben Ends 0:11 zurücklag und nach zehn Ends mit 12:11 siegte.

Der Rekordmann des CC Dübendorf
Verantwortlich für diese Wende war die Equipe um Skip Werner Attinger, der die Coppa Romana sagenhafte neun Mal gewann und damit offizieller Rekordsieger ist. Im Januar 2025 nimmt Attinger zum 39. Mal teil. Sein Erfolgsrezept? «Lange dabei sein, Geduld wahren, die Faszination des «Open Air» geniessen – und ein bisschen Glück gehört auch dazu», verrät er mit einem Schmunzeln. Auf die Frage nach seinen Strategien antwortet Attinger: «Das ist beim Open Air so eine Sache. Die Strategien müssen oft von Stein zu Stein angepasst werden, ganz nach dem Motto: No Risk, no Fun.» Ein technisches Detail teilt er dennoch: «Manchmal hat uns ein kanadischer Besen bei der Eisreinigung den entscheidenden Vorteil verschafft.»

«Viva la Coppa Romana!»
Das traditionsreiche Turnier erfreut sich nach wie vor ungebrochener Beliebtheit. Für Silvaplana und die gesamte Region ist es nicht mehr wegzudenken – sowohl kulturell als auch wirtschaftlich. Das aktuelle Organisationskomitee, unter der Leitung von OK-Präsident Hanueli Winkler, führt die Tradition mit frischen Ideen fort: «Unser Ziel ist es, ein Fest sowohl auf als auch neben dem Eis zu veranstalten, eng mit den Hotels und Restaurants zusammenzuarbeiten und ein abwechslungsreiches Programm zu bieten, so dass jeder auf seine Kosten kommt.»

Hanueli Winkler, der seit 2008 das Restaurant Pizzeria Mulets direkt am Eisfeld führt, ist seither jedes Jahr stark in die Coppa Romana eingebunden. Er kennt viele Curler seit über 20 Jahren und ist seit 2014 auch im Gemeinderat von Silvaplana für das Ressort Tourismus zuständig. Daraus ergibt sich eine spannende Symbiose mit der Coppa Romana. «Mir war bewusst, dass ich in grosse Fussstapfen trete, aber genau diese Herausforderung hat mich gereizt», erklärt der 49-Jährige. «Wir sind stolz, dass das Turnier im Tal auf breite Unterstützung zählen kann – sei es durch Sponsoren und Gönner oder die Tourismusgemeinde Silvaplana. Mit Andreas Heimoz als Spielleiter und Präsident des Curling Clubs sowie den Eventprofis Michelle Kirchhofer und Selina Clalüna von Silvaplana haben wir ein stark aufgestelltes OK, mit dem die Organisation eines solchen Events einfach Freude macht. Ein besonderer Dank gilt auch Curdin Gini, unserem Finanzminister, der das Budget und die Schlussabrechnung stets fest im Griff hat.»

Das Wachstumspotenzial des Turniers sei jedoch begrenzt, wie Winkler erklärt: «Das Spielformat ist seit 20 Jahren unverändert, und es ist schlichtweg nicht möglich, noch mehr Teams aufzunehmen. Zudem haben sich die grossen Open-Air-Turniere in der gesamten Schweiz in ihren Terminen an der Coppa Romana angepasst.»

SWISSCURLING wünscht dem Organisationskomitee und allen Teilnehmenden der Coppa Romana 2025 ein erfolgreiches und unvergessliches Turnier!

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