Die ersten Curling Weltmeister aus der Schweiz bei Ihrer Ankunft am Flughafen Kloten: Ueli Mülli, Rolf Gautschi, Roland Schneider, Ottavio Danieli (v.l.n.r.)
Ottavio «Otto» Danieli wurde 1975, quasi über Nacht, zum Helden der Nation. Mit seinem Zürcher Team vom Curling Club Crystal holte er zum ersten Mal den Weltmeistertitel in die Schweiz. Die Siege im Halbfinal und Final gegen die Favoriten aus Kanada und den USA waren zwar wohlverdient, gerechnet hatte aber niemand mit dem Grosserfolg. Entsprechend überwältigend war das Medien-Echo, speziell für die damalige Zeit. Und genauso hell leuchtete sein Stern – und ist bis heute kaum verblasst.
Ottavios Spiel-Verständnis und sein Gespür fürs Team-Gefüge machten ihn in der Folge auch als Coach begehrt. So war er fast zehn Jahre lang erfolgreich als Bundestrainer für das deutsche Curling-Team engagiert, danach übernahm er für vier Jahre die italienischen Curler als Chef-Coach – bis er 1994 seine Curlingschuhe an den sprichwörtlichen Nagel hängte.
«Hit & Roll»: Lieber Ottavio, Du spielst bekanntlich schon länger kein Curling mehr. Hast Du trotzdem noch einen Bezug zu unserem Sport?
Ottavio Danieli: Nein, seit ich 1994 mit Curling aufhörte, habe ich nur noch sehr wenig Berührungspunkte mit Curling – ausser dem sehr engen Kontakt zu meinem damaligen Mitspieler und Weggefährten Roland Schneider. Um zum Plausch zu spielen, fehlte mir die Zeit und auch mein Knie hat sich nach einer Verletzung nie mehr richtig erholt. Nach einigen Operationen habe ich nun gleich zwei neue bekommen.
Verfolgst Du die aktuellen Meisterschaften und kennst Du eventuell sogar die Spitzenteams?
Roland oder meine Frau interessieren sich bedeutend mehr und informieren mich laufend darüber; selber verfolge ich das Geschehen wirklich nur am Rande und die heutigen Teams kenne ich nicht mehr.
Du hast 1994 einen radikalen «Schlussstrich» gezogen – was hat Dich dazu bewogen?
Ich hatte schlicht zu wenig Zeit für die Familie und letztlich führte die Krankheit meiner Frau zum definitiven Entscheid, mit Curling aufzuhören.
Hast Du das Curling «ersetzt» durch einen anderen Sport oder ein anders Hobby?
Im Vordergrund standen immer meine Familie, unser Familienbetrieb und das Landgut in Portugal. Daneben hatte ich schon damals sehr viele Interessen und pflege die meisten noch immer: Meine Hunde resp. die Hundeschule, die Jagd und das Nachsuchen mit den Hunden. Schiessen, Golf, meine Koi-Fischzucht …
Wo und wie lebst Du heute?
Ich lebe seit 31 Jahren rund die Hälfte des Jahres in der Algarve und sonst nach wie vor in Wallisellen
Könntest Du die Zeit zurückdrehen: Würdest Du Curling wieder dieselbe Bedeutung zumessen? Und würdest Du zum selben Zeitpunkt «quittieren»?
Auf jeden Fall, allein die Freundschaft mit Roland ist unbezahlbar! Auch die vielen Freundschaften in Kanada und Schottland möchte ich nicht missen. Allerdings würde ich aus heutiger Sicht etwas früher aufhören, optimal wäre der Rücktritt nach der Zeit als Bundestrainer in Deutschland gewesen, also 1988 – und nicht erst, als meine Frau erkrankte.
*
Das ausführliche Portrait über Ottavio Danieli des «Zürcher Oberländers» von 2019 beleuchtet alle Facetten seines bisherigen Lebens: Den fordernden Beruf, die intensive Hingabe zur Familie und das beeindruckend breite Spektrum seiner Talente. Und es zeigt auf, wie alles immer zu enden scheint: Im Erfolg oder in Erfüllung.